Aus für „Die Aktiven“?

Aus für „Die Aktiven“?

Nach einer E-Mail-Affäre scheint die Meerbuscher Partei „Die Aktiven“ vor dem Aus zu stehen.

Sie waren die Shooting-Stars der Meerbuscher Politik. Kaum eine Fraktion hat in den vergangenen Jahren für mehr Wirbel im Stadtrat gesorgt als „Die Aktiven“. Das Zwei-Mann-Team: Christian Staudinger-Napp, ehemals bei der UWG aktiv, und Wolfgang Müller, ehemals beim Zentrum. Gab es in Meerbusch irgendwo ein Problem, sei es auch noch so klein gewesen, primär Christian Staudinger-Napp transportierte es in den Stadtrat. Manchmal auch aggressiv, keine Frage. Hartnäckig. Ein Querulant, vielleicht auch. Eine bei den Wählern sehr populäre Vorgehensweise. Nahezu jeder Meerbuscher Haushalt kennt die Fraktion, die Gesichter der beiden. „Die Aktiven“ gaben sich als Versteher, als Zuhörer, als Macher, als Anpacker. Den Eindruck erwecken, sich für nichts zu schade sein, war das Motto. Populistisch, könnte man meinen.

 Rita Henning hat jetzt das Ratsmandat von Christian Staudinger-Napp übernommen, der die UWG verlassen hatte. Rita Henning ist wieder für die UWG im Stadtrat unterwegs.
Rita Henning hat jetzt das Ratsmandat von Christian Staudinger-Napp übernommen, der die UWG verlassen hatte. Rita Henning ist wieder für die UWG im Stadtrat unterwegs. Foto: UWG/Vuhl

Doch damit ist jetzt möglicherweise Schluss. Im Raum stehen ungeheuerliche Vorwürfe, die dazu geführt haben, dass Wolfgang Müller nun die Reißleine gezogen hat. Am 2. Dezember hat Wolfgang Müller nach einer Sitzung des Ältestenrates die Zusammenarbeit mit seinem Fraktionskollegen per Mail aufgekündigt. „Hiermit sehe ich mich genötigt, Dich davon in Kenntnis zu setzen, dass ich mit sofortiger Wirkung die Fraktionsgemeinschaft Die Aktiven mit Dir beende“, lautet es in der Mail an seinen ehemaligen Parteikollegen, die Wolfgang Müller den Meerbuscher Fraktionen, der Stadtspitze und der Presse ebenfalls zukommen ließ.

Aus für „Die Aktiven“?

„Ich hatte bei der Ältestenratsitzung die Tränen in den Augen“, sagt Wolfgang Müller. Der Grund: Ehemalige Parteikollegen berichteten, ab Ende März dieses Jahres hätten ihre Arbeitgeber plötzlich E-Mails erhalten. Der Inhalt: Diffamierende Nachrichten. Die Opfer erstatteten Strafanzeige wegen Verleumdung gegen Unbekannt. Die Ermittlungen ergaben jedoch, dass die E-Mails vom Computer des nun ehemaligen Fraktionskollegen verschickt wurden. Der Beschuldigte streitet allerdings ab, der Verfasser zu sein.

Aus für „Die Aktiven“?

Da sein Computer nicht passwortgeschützt sei, könnten auch andere Personen Zugriff gehabt haben, so der Ratsherr. Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin die Ermittlungen aus Mangel an Beweisen eingestellt. „Allein aus der Anschlussinhaberschaft kann zumindest nicht mit der für eine strafrechtliche Verurteilung erforderlichen Sicherheit auf den Verfasser einzelner E-Mails geschlossen werden“, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa gegenüber der Rheinischen Post. „Man weiß eben nicht, wer auf die Tastatur gedrückt hat.“ Meerbuschs Parteien zeigen sich durch die Bank schockiert. Ob es „Die Aktiven“ noch weitergeben wird? „Das ist erledigt“, sagt Wolfgang Müller, der seine Arbeit als fraktionsloses Ratsmitglied fortführen will. „Ich muss jetzt allerdings bei Null anfangen.“ Am kommenden Donnerstag will der Ältestenrat noch ein weiteres Mal zusammenkommen, um zu besprechen, wie es weitergehen soll.

Der Beschuldigte war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen, auch sein Facebook-Profil scheint gelöscht zu sein.

Und auch der Internetauftritt der Aktiven ist nicht mehr erreichbar.

(Report Anzeigenblatt)