Netzwerk Kinderschutz

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Meerbuschs Grundschulen wollen sich gemeinsam mit dem Jugendamt besser für das Wohl der Kinder einsetzen. Denn: Im vergangenen Jahr wurden 60 Familien mit 113 Kindern vom Jugendamt überprüft, in 26 Fällen kam es zu einer „Inobhutnahme“.

Sie sitzen im Unterricht auf einmal ängstlich unter dem Tisch oder fangen an, ihre Mitschüler zu schlagen. Vielleicht haben sie blaue Flecken oder wirken aufgrund von Medikamenten apathisch. Misshandlungen von Kindern können viele Formen haben, sichtbar oder unsichtbar. Und das auch in Meerbusch: „Es gibt hier keine heile Welt“, so Peter Annacker als Fachbereichsleiter soziale Hilfen, und Beate Peters, Abteilungsleiterin Allgemeiner Sozialer Dienst. Alleine im vergangenen Jahr überprüfte das Meerbuscher Jugendamt 60 Familien mit 113 Kindern, in 26 Fällen kam es zu einer „Inobhutnahme“. Das Familiengericht musste aber in keinem Fall involviert werden. Um Kinder jetzt noch besser zu schützen und frühzeitig Anzeichen zu erkennen, haben jetzt alle neun Meerbuscher Grundschulen mit dem Jugendamt der Stadt Meerbusch die „Kooperationsvereinbarung Kinderschutz“ verabschiedet. Das heißt: Es gibt nun eine einheitliche Handlungsstrategie für alle Lehrer der Stadt. „Unser Ziel ist es, dem Kind zu helfen“, sagen alle Verantwortlichen. Der neue Weg grob beschrieben: Erkennt ein Lehrer Anzeichen der verschiedensten Arten wie beispielsweise eine Wesensveränderungen, spricht er erst einmal mit seinen ebenfalls sensibilisierten Kollegen. Dort wird entschieden, ob sie sich an das Jugendamt wenden. „Die Lehrer können sich bei uns auch in einer Vorstufe Rat holen, der Name des Kindes bleibt für uns bis dahin anonym“, so Beate Peters. Das können Tipps für die Familie sein, aber auch direkte Wege zu einer ambulanten Familienhilfe. Sollten Lehrer und Jugendamt allerdings erkennen, dass Gefahr für das Kindeswohl droht, „sind wir innerhalb von 24 Stunden vor Ort“, so Peter Annacker vom Jugendamt. Und der Situation entsprechend auch viel schneller. Das Vorgehen von Schulen und Jugendamt ist sehr sensibel, gestaffelt, Vertrauen bildend und basiert auf gutem Einfühlungsvermögen der Handelnden. Nach den Grundschulen sollen auch Meerbuschs weiterführende Schulen folgen. Dass damit die Zahl der Meldungen in die Höhe gehen wird, sind sich Peter Annacker und Beate Peters bewusst. „Viele Vorwürfe erweisen sich zum Glück immer wieder als haltlos.“ Der direkte Rat an Eltern von Grundschulkindern: Sollten Eltern bei befreunden Kindern Auffälligkeiten wahrnehmen, sind die Klassenlehrerinnen immer die erste Kontaktmöglichkeit.

(Report Anzeigenblatt)