Oliver Keymis über A44-Streit

Landtagsvizepräsident Oliver Keymis referierte in der bis auf den letzten Platz besetzten Teloy-Mühle über ein Thema, das über viele Jahrzehnte die Bürger polarisierte – die A44-Rheinquerung.

Der Einladung des Heimatkreises Lank waren mehr als 100 Interessierte aller Ortsteile gefolgt und hatten sich in der historischen Mühle eingefunden, um Oliver Keymis Ausführungen über ein Thema zu hören, bei dem er selbst über viele Jahre einer der Hauptaktivisten gewesen ist. „Viele der Gäste heute Abend müssen denken: Der kennt das Thema ja gut. Er ist doch selbst an dem Streit schuld!“, sagt er nicht ohne eine gewisse Selbstironie.

Die A44-Rheinquerung brachte die Meerbuscher ebenso wie das „Nein zu Meerbusch-Mitte“ auf die Palme. Am Ende gab es eine Lösung.
Die A44-Rheinquerung brachte die Meerbuscher ebenso wie das „Nein zu Meerbusch-Mitte“ auf die Palme. Am Ende gab es eine Lösung. Foto: Heimatkreis Lank

Obwohl die ersten Pläne für die A44 und ihre Streckenführung bereits aus den 1920er Jahren stammten, als große Tangente „Aachen bis Königsberg“, entflammte an ihr ab den 1970er Jahren eine der längsten und härtesten Debatten, der sich die Stadt Meerbusch bislang stellen musste: Die geplante Strecke führte auf einmal quer durch das größte niederrheinische Naturschutzgebiet, die Ilvericher Altrheinschlinge. „Mit rund 350 Hektar ein Gebiet so groß wie der New Yorker Central Park“, wie Keymis verdeutlichte. Schon am 4. Dezember 1980 war dem Rat der Stadt Meerbusch (obwohl noch ohne Grüne Abgeordnete) klar, dass die bisher komplett oberirdische Lösung der A44 „indiskutabel“ sei, wie der Ratsbeschluss eindrucksvoll zeigt. Schon in den 1970er Jahren hatte sich die Naturschutzinitiative „Ja zu Meerbusch“ formiert, gefolgt von „Stop A44“ im Jahre 1985.

Während Hardliner die Autobahn in Gänze ablehnten, wurde aber auch, als konstruktiver Gegenvorschlag, eine Tunnellösung vorgeschlagen, die 1986 sogar vom damaligen NRW Verkehrsminister Dr. Christoph Zöpel öffentliche Unterstützung fand. Der renommierte Tunnelbau-Experte Prof. Hans-Jürgen Bösch legte dann schließlich 94/95 ein detailliertes Tunnelkonzept vor, welches wohl „viele Vorteile für Menschen und Umwelt“ mit sich gebracht hätte und sogar von Wolfgang Clement (damals noch Minister im Kabinett Rau) als „Aushängeschild für Deutschland und NRW“ bezeichnet wurde. Aufgrund der geschätzten Baukosten von einer Milliarde DM kam es allerdings nicht zur Umsetzung. Stattdessen wurde 1996 im Planfeststellungsverfahren eine Kompromisslösung präsentiert: eine Brücke, zwei kurze Tunnelabschnitte und eine Trogbauweise. Nach verlorenem Gerichtsprozess der A44-Gegner erfolgte schließlich 1998 der Spatenstich. Daran konnte dann auch eine Klage vor der EU wegen Verletzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie nichts mehr ändern. „Die Brücke hätte demnach so nicht gebaut werden dürfen!“, betont Keymis.

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Trotz seines jahrzehntelangen persönlichen Einsatzes gegen die A44-Rheinquerung, erklärt Keymis allerdings, dass die begleitenden Umweltschutzmaßnahmen und die Tatsache, wie gut dann doch die Integration der A44 in die Landschaft erfolgt ist, zumindest zum Teil versöhnlich stimmen. Darüber hinaus sei die A44 in der heutigen Form weitestgehend von den Menschen akzeptiert worden, um zügig die Strecke Meerbusch-Düsseldorf bewältigen zu können. Oliver Keymis’ lebendiger und von vielen Anekdoten aufgelockerter Vortrag fand bei allen Gästen großen Anklang.

(StadtSpiegel)