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Das Heim weist Anschuldigungen zurück, Bundesgesundheitsminister Gröhe könne jederzeit kommen: Rheinstadtpflegehaus verteidigt sich

Das Heim weist Anschuldigungen zurück, Bundesgesundheitsminister Gröhe könne jederzeit kommen : Rheinstadtpflegehaus verteidigt sich

Das Meridias-Rheinstadtpflegehaus ist aufgrund von Vorwürfen der UWG in die Schlagzeilen geraten: Mitarbeiter hätten Bewohnern blaue Flecken zugefügt, bei der Umsetzung von ärztlichen Anordnungen und der Medikamentenvergabe habe es schwere Fehler gegeben.

Jetzt verteidigt sich Heimleiter Jörg Hartmann.

Es ist zwar schon ein Jahr her, aber jetzt kam es ans Licht: Im Meridias-Rheinstadtpflegehaus sind Mitarbeiter im Februar 2014 mit dem Verdacht entlassen worden, bei Bewohnern Hämatome verursacht zu haben. Der Einrichtungsleiter Jörg Hartmann hatte damals Strafanzeige gegen die Personen erstattet. „Erst einen Monat vor der Prüfung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen waren tatsächlich Misshandlungen an zwölf Bewohnern aufgefallen. Diese wiesen Hämatome auf. Kurz nach dem Betreiberwechsel haben wir dies im Rahmen der Übernahme selbst festgestellt. Daraufhin habe ich selbst Anzeige bei der Kriminalpolizei und bei der Heimaufsicht des Rhein-Kreis Neuss erstattet und in diesem Zug wurden fünf Mitarbeiter entlassen. Bei dem entlassenen Personal handelte es sich ausschließlich um übernommenes Personal vom Vorbetreiber“, sagt Einrichtungsleiter Jörg Hartmann. „Allerdings wurden die Verfahren gegen die von uns entlassenen Mitarbeiter vor kurzem eingestellt.“ Sowohl die Heimaufsicht als auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen haben dem Meridias-Rheinstadtpflegehaus mitgeteilt, „dass wir in dieser Situation genau richtig gehandelt hätten, um die Vergangenheit aufzuarbeiten“.

Zur Erinnerung: Das Pflegeheim in Strümp hatte wegen schwerer Pflegemängel Schlagzeilen gemacht, die Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss drohte dem Betreiber mit Entzug der Pflegelizenz – die Schließung des Heimes stand im Raum. Vor gut einem Jahr übernahm der neue Betreiber Meridias die beiden Häuser von der Marseille Kliniken AG.

Aufmerksam auf diese Entlassungen hat die Meerbuscher UWG-Fraktion gemacht. „Die wahren Zustände, beziehungsweise die bittere Wahrheit über das Meridas-Rheinstadtpflegehaus in Strümp lassen mich jedoch als Meerbuscher Kommunalpolitiker erschaudern, erschrecken und absolut fassungslos werden“, so Christian Staudinger-Napp in einem Schreiben, das er an den Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe geschickt hat. „Aktuell haben sich erneut Angehörige und Patienten an mich gewandt, mit der Bitte, diese schlimmen und unhaltbaren Zustände zu beenden, von denen ich den Eindruck habe, dass sich die Gesamtsituation in dieser Seniorenanlage keinesfalls verbessert hat, sondern sich weiterhin enorm zum negativen Trend, zum Schaden der Heimbewohner ausweitet“, so Staudinger-Napp in dem Schreiben. Weiter: „Aufgrund der Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse sowie des Prüfberichtes der Heimaufsicht im Rhein-Kreis Neuss, die mir vollständig in Fotokopie vorliegen, möchte ich Sie bitten, die aktuelle Situation in Meerbusch zum Anlass zu nehmen, sofort einzuschreiten, sich schützend vor die Heiminsassen zu stellen und sofortige Abhilfe zu schaffen.“ In den Prüfberichten sei die Rede von der mangelhaften Ausbildung der Mitarbeiter, der Missachtung von ärztlichen Anordnungen, von abgelaufenen Medikamenten, nicht vorhandenen Medikamenten, sowie von Medikamenten, deren Ablaufdaten gefälscht worden seien.

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Das Meridias-Rheinstadtpflegehaus zeigt sich gegenüber diesen massiven Anschuldigungen überrascht. „Fakt ist: Der aktuelle Personalstand liegt sogar über den gesetzlichen Anforderungen – in beiden Häusern insgesamt über 4,5 Stellen. Desweiteren haben wir akademisch ausgebildete Pflegefachkräfte eingestellt – insgesamt fünf Pflegekräfte mit Hochschulabschluss. Wir haben uns im Laufe des Jahres von Mitarbeitern des ehemaligen Trägers getrennt und mehr als 30 neue Mitarbeiter eingestellt“, berichtet Einrichtungsleiter Jörg Hartmann. Seit März habe das Haus 14 Köpfe und 8,97 Vollkräftestellen in der vollstationären Hauswirtschaft zusätzlich eingestellt. Diese Mitarbeiterinnen gab es bei der Übernahme nicht. Sie seien zusätzlich für die Bewohner und zur Entlastung der Pflegenden neu eingestellt worden. Diese Arbeiten wurden von den Pflegenden vor der Übernahme zusätzlich geleistet. „Regelmäßig werden wir von der Heimaufsicht hinsichtlich Dienstabdeckung im Tag- und Nachtdienst geprüft. Seit Mitte Dezember herrscht in beiden Häusern ein hoher Krankenstand.“ Dies führe automatisch zu Engpässen in der Besetzung. Diese Situation versuche das Haus allerdings durch eine Beschäftigung über Zeitarbeit aufzufangen. Sechs Mitarbeiter sind so dauerhaft in beiden Häusern beschäftigt.

Was die Vorwürfe in Bezug der Medikamente angeht, zeigt sich Heimleiter Jörg Hartmann sogar massiv empört. „Auch diese Vorwürfe weise ich unter meiner Führung strikt zurück! In dem Prüfbericht aus November 2014 führte die Heimaufsicht grundsätzliche Handlungsempfehlungen zu diesen Themen auf, ohne einen konkreten Mangel zu beanstanden. Dabei ging es nicht um konkret umzusetzende Maßnahmen! Es gab in den Berichten keinerlei Maßnahmen zur Korrektur von Betreuungsmängeln!“ Wichtige Handlungsempfehlungen lauteten nach Hartmann wie folgt:

Das Pflegeheim solle ärztliche Verordnungen auch als Kopie im Haus vorhalten und nicht nur beim Apotheker. Zudem solle die Leitung auf eine zeitgerechte Nachbestellung von Bedarfsmedikation achten. „Diese wurde in einem Fall zu spät nachbestellt und hätte im eventuellen Bedarfsfall nicht vorgelegen.“ Auch auf eine Sensibilisierung der Mitarbeiter hinsichtlich eines angemessenen Umgangstones wiesen die Prüfer hin. „Eine einzige Maßnahme wurde im Heimaufsichtsbericht von November genannt.“ Dabei sei es um Fachkräfte in der Nacht gegangen. Hintergrund: „Unser Pflegeheim unterteilt sich in zwei Häuser-Einheiten mit zwei unterschiedlichen Versorgungsverträgen. Wir haben allerdings die Häuser als eins gesehen. Während eines Personalengpasses aufgrund von Krankenstand hatten wir hausübergreifend zwei bis drei Kräfte eingesetzt – bei einer Anzahl von 100 Bewohnern ist dies bei Pflegeheimen mit einem Versorgungsvertrag innerhalb der gesetzlichen Vorgabe.“ Seit Dezember setze das Haus nun stets zwei Fachkräfte plus zwei Pflegehilfskräfte in beiden Häuser ein. Die aktuelle Prüfung am 20. Januar hätte zu keinen Maßnahmen seitens der Heimaufsicht geführt.

Und auch für die Bitte von UWG-Fraktionschef Christian Staudinger-Napp, Bundesminister Hermann Gröhe solle sich des Themas annehmen, hat das Meerbuscher Haus eine Lösung parat:

„Um die höchstmögliche Transparenz nach innen und außen zu schaffen, laden wir den Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe persönlich zu einem Besuch in unserem Pflegeheim ein.“ Außerdem würde Einrichtungsleiter Jörg Hartmann „gerne jederzeit den Mitgliedern des Meerbuscher Rates Auskunft“ geben. Auch werde er „gerne persönlich zu den Vorwürfen vor dem Gemeinderat Stellung beziehen, um weiteren Schaden von unseren Häusern abzuhalten“.

(Report Anzeigenblatt)