Waschen wie in den 50ern

Blütenweiße Hemden hängen wie zum Trocknen über einer Leine. Darum drapiert sind Kernseifen, von Hand geklöppelte Spitze und andere Kleidungsstücke, die im 19. Jahrhundert getragen wurden. Diese Gegenstände sind alle Teil der „Wäsche-Ausstellung“ im Caritashaus Hildegundis von Meer, die diese Woche stattgefunden hat.

Gekonnt rubbelt Sabine Eckstein ein Hemd auf dem Waschbrett, um zu demonstrieren, wie viel Arbeit das Waschen früher gemacht hat. „Für uns Frauen hat die Entwicklung von der Bütte mit dem Stampfer und dem Waschbrett hin zur vollautomatischen Maschine mehr zur Befreiung beigetragen als viele politische Entscheidungen“, sagt Sabine Eckstein, die Leiterin des Sozialen Dienstes im Caritashaus Hildegundis von Meer, in ihrer Eröffnungsrede am Dienstag bei Sekt und Kanapee. Das kleine Museum, das für eine Woche im Clubraum des Caritashauses, eingerichtet wurde, verschafft den interessierten Bewohnern und Mitarbeitern, aber auch vielen Besuchern, einen guten Einblick in die frühere Mode und die Waschmethoden der 50er Jahre. Interaktive Vorführungen mit dem Waschbrett und das Herstellen von Seifenlauge führen zum Austausch über alte „Wäschegeschichten“, so dass manche Bewohner nostalgisch werden, aber andere angesichts der harten Arbeit froh über den technischen Fortschritt sind. Erinnerungen einiger Bewohner wurden für die Ausstellung aufgeschrieben. So erfährt man beispielsweise, dass das Waschen zwei bis drei Tage dauerte und dementsprechend nur einmal im Monat stattfand. Das Essen musste vorgekocht werden. „Eine unendliche Geschichte, die Wäsche“, schreibt die Mieterin, Frau Ogurek.

 Waschen wie vor 50 Jahren. Nicht viele Meerbuscher können sich daran noch erinnern.
Waschen wie vor 50 Jahren. Nicht viele Meerbuscher können sich daran noch erinnern. Foto: sir

Nachdem ihnen die Mieterin Christa Neuhaus eine Schatzkiste voller Erbstücke zur Verfügung gestellt hatte und die Idee geboren war, organisierte Sabine Eckstein die Ausstellung gemeinsam mit Marga Fischer, der hauswirtschaftlichen Leiterin. Die Kleidung, die im 19. Jahrhundert auf einem Gutshof in Magdeburg getragen wurde, wurde in der Ausstellung durch alte Anziehsachen, Waschutensilien und anderem zum Thema Mode ergänzt, was weitere Bewohner der Einrichtung bereitgestellt hatten. „Es ist gelebte Biografiearbeit“, sagt Sabine Eckstein.

So manch eine Meerbuscherin wird sich daran erinnern können.
So manch eine Meerbuscherin wird sich daran erinnern können.

Interessant ist vor allem die Unterwäsche von früher, die es ermöglicht, sich spontan bei der Feldarbeit zu erleichtern sowie eine alte Schneiderpuppe, an der man die Figur der zu bekleidenden Frau einstellen kann.

„Wir haben die Bütten früher als Planschbecken benutzt“, erzählt die Mitarbeiterin Ute Schuth. „Es ist schön so einen Einblick in die Vergangenheit zu bekommen.“

(Report Anzeigenblatt)